Der Holger

Der Holger wurde am 31.10.1964 geboren. Für seine Eltern war das kein schöner Tag angesichts dessen, was sich ihnen offenbarte. Bewundern muß man allerdings ihren Mut zur weiteren Fortführung des Sexuallebens mit dem Zweck der Aufrechterhaltung des Stammes Klausing. Immerhin haben sie es geschafft, noch zwei Kindern Leben zu schenken, die den gesellschaftlichen Normanforderungen entsprechen

Der Holger ist angeblich auch in die Schule gegangen. Sonderlich erfolgreich war dies aber nicht, andernfalls hätte man davon gehört. Verwunderlich ist dies angesichts der Tatsache vom Leben gestraft zu sein und im Hildesheimer Raum aufwachsen zu müssen allerdings nicht. Von intelligenten Menschen aus dieser Region, in der die Größe der nutzbaren Ackerfläche reziprok proportional zum vorhandenen gedanklichen Leistungsvermögen steht, hat man bisher nicht gehört. Bekannt ist allerdings, daß sämtliche Grundstücke der Region eine erhebliche Größe aufweisen

Der Holger hat nach seinem Bekunden damals bereits Sport betrieben. Er, und nur er, hat es als "Fußballspielen" bezeichnet. Alle Gegner (und Gegner waren alle, die sich in seiner Nähe befanden, sei es aus einer fremden oder insbesondere der eigenen Mannschaft ) waren hier anderer Meinung. Der Zusammenprall menschlicher Körper mit dem festen Vorsatz zur Schädigung des Gegenüber ist nur bedingt dem Begriff "Fußball" unterzuordnen – auch wenn berücksichtigt werden muß, daß dieses dem Bereich der Kampfsportarten zugerechnet wird.

Der Holger hat, als man ihn in der Schule nicht mehr haben wollte, eine (hier sollte jetzt eigentlich das Wort "qualifizierte" stehen) Lehre absolviert. Den heutigen Trend das Wort "Lehre" durch den Begriff "Ausbildung" zu ersetzen, ist nicht immer angebracht. Der Holger hat also eine Lehre durchgemacht. Durchgemacht haben in dieser Zeit auch seine Mitanwesenden ( der Begriff Kollegen wird bewußt nicht verwendet) eine ganze Menge. Mußten sie doch erleben, wie sich der Holger zu einem Leistungssportler im Bürodreikampf ( Bleistiftdrehen, Erbsenzählen und Intrigantentum) entwickelte.

Der Holger hat nebenbei versucht, etwas aus sich zu machen und, für einen Hildesheimer erstaunlich, ein seriöses Studium begonnen. Doch bereits nach einer Zeitspanne, deren Dauer immerhin länger war als die Lebenserwartung einer Stubenfliege, mußte er erkennen, daß diese Anforderung deutlich zu hoch war. Er mußte sich mit dem Geadanken vertraut machen, sein weiteres Dasein als Dienstleister verbringen zu müssen.

Der Holger war nicht als sonderlich tageslichttauglich eingestuft worden. Ihm wurde daher als Bleibe eine nahezu unterirdische Behausung zugeteilt. Derart verbittert über seinen Abstieg wird kolportiert, er habe das ihm leistungsbezogen gezahlte Gehalt dadurch aufgebessert, daß er eine seiner wirklich stark ausgebauten Fähigkeiten radikal genutzt hat. Die lang untergegangen geglaubte Kunst des rücksichtslosen und radikalen Motorradfahrens erlebte eine neue Renaissance. Daß dieser Kunst die Handtaschen älterer Damen in der Eilenriede zum Opfer fielen, wird berichtet. Eine rechtskräftige Verurteilung konnte angesichts der wegen Schocktodes nicht zu erbringenden Zeugenaussagen in keinem Archiv festgestellt werden. Vermutet wird allerdings, daß eine Gruppe "Grauer Pantherinnen" Rache an seinem Motorrad genommen haben, auch wenn der Eigentümer behauptet, ein Windstoß habe möglicherweise jenes Kraftfahrzeug umgeworfen. Auch hier wird noch einmal wegen dieser Argumentation auf die zu mutmaßenden Gründe für das erfolglose Jurastudium verwiesen.

Der Holger ist letzten Endes Steuerberater geworden. Eine konsequente Fortsetzung seines bisherigen Lebens.............................