Pfingsten-Hohwacht 2000: Mal was anderes!

Fragen und Anmerkungen an Volker.

So, den Walhai schon gesehen? Mantas?- schön und gut aber von diesem gesegel wird einem ja eh' schwindlig. Und Delphine,Haie, Muränen...... ??? Ist ja ganz nett, aber was die anderen da immer für einen Herrmann von machen !!!

Diese und andere Sprüche habt Ihr schon mal gehört? Na gut, ich würde mich über jede dieser Begegnungen endlich oder wieder einmal richtig freuen.Aber für den, der schon alles erlebt hat oder aber der mal wieder ein richtig nettes Wochenende verbringen möchte, habe ich einen kleinen Tipp hier ganz in der Nähe. Tauchabenteuer in der vielgeschmähten Ostsee. Aber nicht die den ganzen Typen herausfordernden Wracktauchgänge, bei denen man mal wieder beweisen kann, wie hart man doch eigentlich ist, oder - um den geschlechtlichen Aspekt zu berücksichtigen - daß frau eben doch alles kann, was die Kerle auch können.


Nein, diesmal geht es um Leistungstauchen in einem ganz anderen Sinn: Die Entdeckung der Langsamkeit! So, und damit genug des Vorgeplänkels, zur Sache:


Pfingsten 2000 sind wir zum dritten mal in Folge mit ca. 30 Leuten in Hohwacht in der gleichnamigen Bucht gelandet. Anfahrt ab Hamburg über die A1 Richtung Fehmarn und dann entweder in Bad Schwartau von der AB ‚runter oder weiter bis Lensahn und von dort aus Richtung Lütgenburg. In der Tauchschule „Pirat“ wurden wir wieder einmal von Olaf, seiner Frau ....... und seinem Vater......willkommen geheißen. Die Tauchschule ist sauber, hat eine Füllstation, eine Werkstatt und einen Shop. Darüber hinaus stehen ein Süßwasserspülbecken sowie mehrere Kleiderständer zum Trocknen der Klamotten bereit. Über die Tauchbasis können günstige Unterkünfte für jeden Bedarf besorgt werden, so daß auch die Familie mit nicht tauchender Ehefrau und Kleinkind entsprechend den Bedürfnissen versorgt werden konnte..


Auf geht's mit dem Tauchen: Angerödel wird in der Basis und dann geht es zu Fuß durch die Mainstreet von Hohwacht, direkt vorbei an Leuten, die vor dem dortigen Hotel sitzen und in aller Ruhe Eis essen oder Weizen trinken. Entweder begleiten einen damit bewundernde Blicke für die Helden, die sich in das Abenteuer Unterwasser stürzen wollen oder aber mitleidige Blicke für die seltsam gekleideten Leute, die bei heißesten Temperaturen in seltsamen Gewändern sich kollapsgefährdet dem Meer nähern, in dem es ja doch nichts zu sehen gibt. In jedem Fall ist einem die Aufmerksamkeit der dortigen Restwelt gewiß!


An der Currywurstbude vorbei (Tipp!!!) geht es über den kleinen Deich, über den Strand (mit den gleichen bewundernden/neugierigen/mitleidigen Blicken wie vorher) endlich zum Wasser. Doch damit noch nicht genug: Zunächst heißt es ca. 50m durch Flachwasser zu waten, um dann eine vorgelagerte Sandbank zu überqueren - und dann geht es wirklich los: Maske auf, Flossen an, Atemregler rein und ab.


Ab???? Geht nicht, weil - es bleibt flach! Die Maximaltiefe betrug dieses Jahr bei mir 3,40 Meter. Und da höre ich auch schon wieder die Heroen des Tauchsports: „Ach Anfängertauchen!, Weicheier, Sandgräber.........“ Mir doch egal, liebe Freunde. Wann habt Ihr eigentlich das letzte Mal in flachem, bewegtem Wasser das Tarieren geübt? Jede Menge Kilo Blei in den Gürtel und dann an der Steilwand abgleiten ist ja auch ganz schön. Irgendwann mal das Jacket vollknallen und sich wieder hochtragen lassen, bis der Computer einem durch ständiges Piepen signalisiert, daß es vielleicht doch an der Zeit wäre, mal wieder Luft abzulassen, beweist eigentlich.........nein, die Würdigung überlasse ich Euch!


Es ist eigentlich schon ganz schön, zu sehen, daß man auch bei Wellengang in dieser Tiefe über Sand tauchen kann, ohne den ganzen Seeboden umzupflügen.

Und wieder erwarten gibt es sogar etwas zu sehen: Nicht eben die bekannten Großfische oder Korallenblöcke, aber dafür liegt der Spaß in der Betrachtung der Kleinlebewesen. Bleibt doch einmal gut tariert über ein paar Krebsen stehen und betrachtet, wie sie sich seitlich fortbewegen. OK, man sollte es vielleicht nicht tun, aber auch ich bin nicht frei von Spielereien. Also auch mal mit dem Finger hinterher und sich daran freuen, wie munter die kleinen Kerlchen dann doch werden können!

Unter Seegrasfeldern verstecken sich alle möglichen Arten dieser Krebse und Krabben und mit ein bischen Glück kann man auch dort Revierkämpfe beobachten, bei denen es nicht gerade zärtlich zur Sache geht. Angriff, Abwehr, Verstecken und wieder entdecken - alles vorhanden!


Auch lohnt sich eine Rast über den angesprochenen Miesmuschelfeldern. Wie schon gesagt, anhalten,schweben, beobachten: Gut zu erkennen ist die Bewegung der Muscheln, mit der sie Nahrung aufnehmen und für uns das Wasser filtern. Schönen Dank dafür!


Farbe ist auch im Spiel: Jede Menge Seesterne halten sich an irgenwelchen herumliegenden Steinformationen fest, die aus den reichlich vorhandenen Miesmuschelfeldern hervorragen.. Die Farbskala der Fünffinger reicht hier von einem zarten rosa bis hin zu einem kräftigen dunkelviolett Teilweise zeugen auch nur noch vorhandenen vier Extremitäten davon, daß im Inneren der flachen und ruhigen Ostsee doch mehr vonstatten geht als friedliche Harmonie.....


Und immer wieder entdeckt man irgendein Kleinzeug, das man in Ruhe ausspionieren kann. Nun bin ich leider kein Biologe, aber der eine oder andere von uns schnappte sich hinterher eines der in der Basis vorhandenen Bestimmungsbücher und erweiterte den Eintrag in seinem Logbuch beträchtlich.

Mir reichte es aus, allein das vielschichtige Treiben zu betrachten und völlig entspannt im Wasser zu liegen.


Ach ja, und dann waren da noch die Spuren im Sand: Ein Freund wies mich darauf hin. Nachdem ich erst nicht so richtig wußte, was er wollte, folgten wir einfach diesen Spuren...........bis wir auf die Schnecken stießen, die sich in ihren Gehäusen über den Sand schleppten. Aus der Entfernung von einem halben Meter sahen wir ihnen bei ihrer Rallye zu. Jeder konnte entspannt dazu seinen Gedanken nachhängen.


Wer nicht philosofieren wollte, konnte sich der Forschung hingeben. Im Sandboden waren kleine runde Löcher zu sehen. Löcher? Ein bischen mit der Hand über dem Grund gewedelt und schon lagen sie vor uns: Herzmuscheln, deren Atemöffnungen denn doch ihre Lage verrieten.


Und da hat sich doch eben irgendetwas bewegt. Oder war es doch nur eine Täuschung? Eigentlich sieht der Boden überall gleichmäßig hell aus.Also die Stelle gut im Auge behalten, sich langsam annähern und gaaanz vorsichtig mit der Hand über den Boden gehen. Na klar, es bewegt sich. Eine kaum zu erkennende Jungscholle versucht, uns zu entkommen. Aber einmal entdeckt, ist es durchaus möglich, ihr eine zeitlang zu folgen. Sehr schön kann man dabei das Tarnvermögen beobachten. Immer wieder wird sie eins mit dem Boden, so daß nur noch die Augen sie verraten. Um ihren Seelenfrieden nicht vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen, verabschieden wir uns auf der Suche nach neuen Unterwasserbewohnern.


Vor uns liegt eine neue Miesmuschelbank, aus der ein etwas größerer Stein von ca. einem halben Meter (jawohl!) herausragt.So eine Formation ist in dieser Gegend natürlich eine echte Herausforderung. Und tasächlich: Schon wieder hat sich unter dem umgebenden Gras etwas bewegt. Ein Gigant der Meere...........ist es nicht gerade. Aber hat tatsächlich jeder von uns schon einmal eine Junggarnele gesehen? Fast gläsern und eigentlich kaum zu erkennen paddelt sie vor uns herum. Sie sollen angeblich ja recht schnell sein. Die Überprüfung ergibt: diese zumindest ist sehr schnell. So sehr ich mich auch bemühte, das Jungnahrungsmittel mit der Hand zu fangen - absolut keine Chance! Ist ja auch gut so, aber trotzdem: die Betrachtung allein war schon interessant.


Angesichts der zunehmenden Dauer des Tauchgangs orientierten wir uns wieder in Richtung Ufer. Auch ganz nett zu bemerken: Wer keine Lust hat, mit dem Kompaß herumzuhantieren, kann sich hervorragend an den natürlichen Gegebenheiten orientieren. Parallel zum Ufer verlaufende Sandrinnen lassen auch Anfängern die Möglichkeit, einen Tauchgang einmal streßfrei eigenverantwortlich zu beenden. Und diese Möglicht mit der zusätzlichen Chance auf jederzeitigen Landblick kann auch dazu verleiten, daß leidige Thema Kompaß vielleicht doch noch einmal anzugehen!!!


In Richtung Ufer sahen wir auf dem Sandboden plötzlich dann doch noch einen richtig großen Fisch, nun ja, sagen wir mal, einen Teil davon. Ein Dorschkopf lag vor uns, von dem Rest fehlte jegliche Spur. Über sein Schicksal bis zu diesem Zeitpunkt können wir nur spekulieren zwischen „großer Raubfisch“ und „Kochtopf“. Was uns jedoch klar wurde, war das zukünftige Schicksal. Wieder waren es die kleinen Krebse, die sich hier einmal als Saubermänner betätigten und versuchten, sich Stückchen des Restes zu sichern. Das ökologische System der Resteverwertung funktionert also.


Langsam näherten wir uns wieder dem rettenden Ufer. Nun hatte wir nur noch ein kleines Problem zu lösen. Was sollten wir mit unserem Dekostop machen. Bei einer maximalen Wassertiefe von 3,40m war es gar nicht so einfach, die erforderliche Tiefe einzuhalten. Wir erklärten daraufhin den gesamten Tauchgang zum Dekostop-Dive. Mit einer Dauer von ca. einer Stunde war es sicherlich eine der längsten Sicherheitspausen, die ich je eingelegt habe! Und angesichts unserer Geschwindigkeit fragte einer der Mittaucher nach, ob wir uns in der einen Stunde überhaupt bewegt haben. Haben wir! Und viel gesehen dabei. Uns allen hat es jedenfalls viel Spaß gemacht.


Und das Tauchgänge in dieser Tiefe doch Spuren hinterlassen können, zeigt eine Geschichte aus dem letzten Jahr: Wir waren im Dreierteam unterwegs. Am Ende der Tour wollte ich mir einen Spaß mit meinen beiden Begleitern machen. Tauchen bis zum auflaufen. Und so führte ich stur in Richtung Strand bis es immer flacher wurde. Eine relativ neue Taucherin zu meiner Linken guckte mich an, verstand dann aber und fing an, beifällig zu nicken.


Nur der nicht näher bezeichnete Dritte der Gruppe bekam nichts mit. Dafür wurde er aber zusehends unruhiger. Bei einer Wasser“tiefe“ von ca 60cm kam er auf mich zu und gab formvollendet Zeichen, daß er auftauchen würde. Als ich ihm daraufhin zunickte, hob er den Inflatorschlauch hoch, um die restliche Luft aus dem Jacket zu lassen (wobei gar keine Luft mehr drin sein konnte) und tauchte auf. Das heißt, auftauchen konnte er ja gar nicht mehr, dafür aber aufstehen.


Für diese taucherische Meisterleistung bekam er von uns jede Menge Applaus, nachdem wir die tränengefluteten Masken geleert hatten und wieder sprechen konnten.


Von dem Wochenende bleibt sonst noch zu berichten, daß abends auf dem Gelände der Basis eine wirklich nette Grillfete veranstaltet wurde. Dennoch konnte am nächsten Morgen das Frühstücksbuffett mit viel Genuß angegangen werden. Und am Sonntagabend ging's dann wie in den Jahren zuvor zum Volksfest auf den Campingplatz, wo Taucher beweisen konnten, daß man sich zwar nicht unter Wasser stark bewegen muß, es jedoch über Wasser durchaus tun kann.


Fazit: Es hat wohl allen mal wieder mächtig viel Spaß gemacht, ein komplettes Taucherwochenende zu verleben. Einen kollektiven Zwang gab es zu nicht, aber Möglichkeiten zu gemeinsanen Aktionen waren reichlich vorhanden. Vielen Dank nochmal an die Hauptorganisatoren des hannoverschen TCT (Traum-Center-Tauchen) und an die „Piraten“-Basis. Bis zum nächsten Mal!!!


Home